Das ist mein erstes Buch von Nina LaCour!
Ja, ich staune selbst, denn in den USA sind ihre Bücher überall bekannt. Nach Veröffentlichungen bei Carlsen und Fischer hierzulande hat nun der Hanser Verlag die dt. Übersetzung von „We are okay“ (2017) – bei uns: „Alles okay“ (2019) herausgegeben.
Zwar war mir der Name der Schriftstellerin durch andere Autoren oder Co-Autoren wie David Levithan ein Begriff, aber zum Buch griff ich schlussendlich wegen des unglaublich schönen Covers: Zuerst zum englischen Original, dann zum deutschen Hardcover.
Berührend, eindringlich und leise …
kommt dieser Jugendroman daher. Nina LaCour trifft genau den richtigen Ton, um von Marine, der Protagonistin, und deren Leben zu erzählen. Man findet hier weder Pathos noch Kitsch und selbst das Happyend überzeugt und bietet Trost!
Marine, ca. 17 Jahre alt, lebt bei ihrem Großvater Gramps, der sie liebevoll „Sailor“ nennt, und das Mädchen an der Küste Kaliforniens alleine großzieht. Einen Vater hat es nie gegeben und die Mutter ist bei einem Surfunfall ums Leben gekommen, als Marine drei Jahr alt gewesen war.
Die beiden – Gramps und Marine – kommen gut zurecht – so scheint es – doch bei Mabel, ihrer besten Freundin, und deren Eltern erlebt Marine, was Familie tatsächlich bedeutet. Denn der Teenager und sein Großvater leben mehr nebeneinander als miteinander, was jedoch erst später klar wird. Eindringlich ist, was zwischen den Zeilen steht, die Stille und das Unausgesprochene.
Rückblick und Gegenwart
Klug kombiniert LaCour die Zeitebenen. Der Roman beginnt damit, dass Marine die Weihnachtsfeiertage und -ferien alleine im Wohnheim ihres Colleges verbringen wird, tausende Kilometer von ihrer Heimat entfernt. Sie schlägt Einladungen ab und wählt die Abgeschiedenheit. Zwar wird sie Besuch bekommen, aber man erfährt, dass dies nicht ihre Entscheidung gewesen ist.
Schritt für Schritt und vor allem wegen des Besuches von Mabel erfährt nun der Leser, weshalb Marine die Einsamkeit „sucht“. Rückblicke offenbaren immer deutlicher den Alltag und die Gefühlswelt des Teenagers. Dass Marines Mutter und vor allem ihr Großvater eine wichtige Rolle dabei spielen, darf verraten werden.
Auch die Liebe kommt nicht zu kurz!
Ein absoluter Pluspunkt dieses Buches ist die zarte Liebesgeschichte der zwei „Ms“ – Marine & Mabel. Nichts wird hier aufgeplustert. Wie im echten Leben tritt die Liebe der zwei Mädchen auf den Plan, kommt auf wie ein Wind und berauscht die beiden.
Wir waren verzaubert.
Wir waren Strandgeschöpfe.
Wir hatten die Taschen voller Schätze und einander auf der Haut.
Nina LaCour, ALLES OKAY. Hanser Verlag, München 2018., S. 100
Immer wieder kommt die poetische Sprache von LaCour zum Tragen und zieht den Leser in ihren Bann.
Titel und Cover
Der Buchtitel hat mich zunächst etwas verwirrt. Je länger ich jedoch über diesen nachgedacht habe, desto passender ist er mir erschienen. Vielleicht kann man das „Alles okay“ oder „We are okay“ als Antwortfloskel auf die Frage: „Wie geht´s?“ sehen. Alles scheint von außen betrachtet okay zu sein, aber wenn man genauer hinsieht, dann ist eben vieles nicht „okay“. Sofort verzaubert hat mich allerdings die wunderbare Zeichnung von Adams Carvalho und die Covergestaltung von Samira Iravani.
Der Blick in die Weite des tiefblauen Ozeans, das verwehte Haar, die Haltung der Hand … Einsamkeit und Sinnlichkeit.
Wie aus einem Traum erwacht, steht Marine – deren Name so unfassbar gut gewählt ist – auf ihrem Bett und sieht zum Meer. Blau – die Farbe der Melancholie – im Blickfeld des Mädchens. Hautfarben – nackt trotz Kleidung – Marine und ihre Gegenwart.
Besonders schön und poetisch sind auch die Schneeflocken, die fallen. Schnee, weil es Winter ist und – das habe ich einmal aufgeschnappt, als ich ein japanisches Bilderbuch über ein Kind, das auf seinen Vater wartet, entdeckt habe – Schneeflocken, als Zeichen des Neubeginns oder Glücks. Ich meine auch Sterne zu erkennen, deren Präsenz ja nur scheinbar gegenwärtig ist, man blickt in die Vergangenheit.
Wen das Cover verzaubert, der wird dieses Buch lieben! Denn es vereint alles Geschriebene.
Lesealter ab 14 Jahren
Nina LaCour
Alles Okay
Hanser Verlag
München 2019
200 Seiten
ISBN 978-3-446-26435-9
Nina LaCour
We are okay
Dutton Books
New York 2017
234 Seiten
ISBN 9780735232013
Vier-Jahreszeiten-Karten
Da das Cover zu schön ist, um das Buch im Regal verschwinden zu lassen, hier eine kleine Dekorationsidee:
Mithilfe einer/mehrerer Farb- oder Schwarz/Weißkopie(n) des Covers, Zeitschriften und etwas Geduld lassen sich sehr dekorative Jahreszeiten-Karten oder auch hübsche Kalenderblätter basteln.
Kopie nehmen und mit einer kleinen – am besten spitzen – Schere das Motiv des Mädchens samt Bett, Bücherstapel und Nachttischlampe vorsichtig ausschneiden. Meine Kopie wurde in einem Copyshop auf etwas festeres Papier gedruckt.
Anschließend suchst du dir in Zeitschriften, Zeitungen, Büchern schöne, passende Hintergründe für die vier Jahreszeiten oder mehr aus.
Meine Auswahl
Wenn du das Bild nicht viermal ausschneiden magst, kannst du es so wie ich machen. Ich habe einfach das ausgeschnittene Mädchen auf verschiedene Hintergründe gelegt, alles fotografiert und dann im Drogeriemarkt an einem der Fotoautomaten im Format 15 x 20 cm ausgedruckt
Anschließend kannst du das jeweilige Foto auf einen für deinen Geschmack passenden Karton kleben und diesen mit „Frühling“, „Sommer“ etc. beschriften. Schön sieht es auch aus, wenn du darunter einen Kalender klebst, den du am PC getippt und anschließend ausgedruckt hast 🙂
Viel Spaß beim Gestalten!